Dies ist die Aussage von Sedat Oezgen, einem jungen talentierten Illustrator und Comiczeichner. Bis er allerdings seine Leidenschaft sich zum Beruf gemacht hat, musste er gegen einige Widerstände kämpfen. Diese „Rebellionen“ wie Sedat sie nennt, haben ihn gestärkt sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren sondern alles dafür zu tun es zu erreichen.
Seine aktuellen Projekte zeigen, dass sich Zielstrebigkeit und Mut auszahlen. Derzeit arbeitet Sedat an einem Projekt (Comic) namens „ A Heart for Al Qaeda“ /Ein Herz für Al Qaida. Der Marvel Autor Matt Yocum und der Kriegsreporter Kevin Maurer haben das Projekt ins Leben gerufen.
Das nächste Projekt wird eine Sammlung von Illustrationen für den US Verleger „Moonstone Books“ sein.
LALIŞ Dialog: Wie kommt man eigentlich dazu Illustrator/Comiczeichner zu werden?
Sedat Oezgen: Bei mir fing das in der Kindheit schon an, ich habe einfach schon immer gerne gezeichnet. Ich weiß noch, während andere Kinder in meinem Alter draußen gespielt haben oder sich vor den Fernseher gesetzt haben, habe ich gezeichnet oder gemalt. Das ging in der Schule später sogar soweit, dass ich Zeichenverbot bekommen habe (lacht), das hat mich aber nicht davon abgehalten weiterhin im Unterricht zu zeichnen. Richtig begeistert hat mich aber der Comic „X Men“, das war der erste Comic den ich gelesen habe. Ich war total vom Hocker gerissen, die detaillierten Zeichnungen hatten es in sich. Ich habe dann versucht die Figuren nach zu zeichnen, habe auch meine eigenen Figuren gezeichnet. Von da an war mir klar, dass ist das was Du machen willst. Komplettiert habe ich dann mein Ziel mit einem Design Studium mit Schwerpunkt Illustration an der FH in Münster.
LALIŞ Dialog Wenn du nicht Comiczeichner geworden wärst, welchen Beruf hättest du stattdessen?
Sedat Oezgen: Also wenn ich ehrlich bin, gab es für mich nie eine Alternative. Ich hatte mir ein Ziel gesetzt und das wollte ich auf jeden Fall erreichen. Man muss im Leben einfach den Mut haben seine Ziele hartnäckig zu verfolgen und bereit sein dafür zu kämpfen. Und genau das habe ich gemacht.
LALIŞ Dialog: Gab es innerhalb deiner Familie oder in deinem Freundeskreis Personen, die deinen eher ungewöhnlichen Berufswunsch kritisch gesehen haben?
Sedat Oezgen: Klar gab das bei mir, wie bei manch anderen auch. Selbst enge Freunde dachten immer, dass das Zeichnen eine Art Träumerei für mich ist, keiner hat wirklich daran geglaubt, dass ich meinen Wunsch verwirkliche.
Meine Eltern konnten mit meinen Berufsvorstellungen nicht viel anfangen, vielleicht waren sie deshalb am Anfang nicht gerade begeistert. Ich glaube auch, dass meine Eltern Angst hatten ich könnte damit scheitern. Trotzdem muss ich sagen, haben meine Eltern mich sehr unterstützt und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Irgendwann ist ihnen bewusst geworden, dass ich es mit meinem Berufswunsch ernst meine. Als mein Vater 2009 meinen ersten Comic in der Hand hielt, war er mehr als stolz.
LALIŞ Dialog: Ist das Comiczeichnen eine Art Lebenstraum den du dir verwirklichst hast?
Sedat Oezgen: Nein es ist kein Traum! Aus Träumen erwacht man irgendwann und dann ist alles vorbei. Das Comiczeichne ist real, es ist ein Ziel das ich erreicht habe und damit bin ich sehr zufrieden und glücklich.
LALIŞ Dialog: Erzähl uns von deinen Erfolgen! Wie wichtig sind Erfolge im Leben?
Sedat Oezgen: Erfolge sind sehr wichtig, es kommt aber immer drauf an, wie man sie definiert. Ich muss nicht von vielen auf meine Kunst und mein Könne angesprochen werden. Heißt natürlich nicht, dass ich mich nicht weniger darüber freuen würde. Wenn man Anerkennung von Menschen bekommt die in demselben Bereich tätig sind, hat das sehr viel Wert. Wenn man z.B. von Menschen zu denen man aufschaut Komplimente für seine Werke bekommt ist das ein überragendes Gefühl. Mein Lieblingszeichner Jim Lee (Comiczeichner X-Men) hat mal in einem seiner Videos eine Zeichnung von mir gezeigt, dass war für mich ein Ansporn weiter zumachen und besser zu werden. Man kann sich vielleicht nicht vorstellen, was das für mich bedeutet hat, es war einfach ein außergewöhnliches Gefühl. Es gibt also auch Erfolge die man nicht „sieht“ und die einen trotzdem prägen.
LALIŞ Dialog: Du hast auch einen Blog „The Art of Sedat Oezgen“. Zu sehen sind meist eher kämpferische und wilde Charaktere. Passt das auch auf deinen Charakter, bist du eine Kämpfernatur?
Sedat Oezgen: Leider muss ich sagen, dass ich den Blog nur noch selten aktualisiere, vieles hat sich auf andere Portale verlagert z.B. Facebook. Die Figuren auf meinen Blog sind eigentlich fast alle Figuren, die die Zuschauer oder Leser sehen wollen. Diese Charaktereigenschaften (Helden vs. Bösewichte) sind eben die Interessantesten im Bereich Comic.
Auf mich trifft die Eigenschaft „Kämpfernatur“ schon zu. Man muss hart arbeiten für seine Ziele, man bekommt nichts geschenkt. Es ist auch wirklich nicht einfach in dem Bereich Illustration/Comic Fuß zu fassen, die Konkurrenz ist sehr gut und talentiert. Ich habe nie aufgegeben und immer weiter gemacht, auch wenn es mal nicht so gut lief und es hat sich ausgezahlt. Ein Zitat von meinem Onkel bleibt mir auch deshalb immer im Gedächtnis „Mit Geduld kommt das Gute“ und er hat Recht.
LALIŞ Dialog: Was machst du wenn du dich mal entspannen willst?
Sedat Oezgen: (lacht) Zeichnen! Das ist mein Ernst, zeichnen ist wie eine Art Meditation für mich.
LALIŞ Dialog: 2007 hast du „Ferman-Das Leid“ herausgebracht. Ein persönliches Schicksal, dass von Flucht erzählt. Wie wichtig war es dir, deine Vergangenheit in dieser Art und Form festzuhalten?
Sedat Oezgen: Vorab zu diesem Zeitpunkt war ich noch Student und war mir anfangs auch nicht sicher ob ich das überhaupt machen soll. Aber mein Professor an der FH wollte, dass ich was Außergewöhnliches mache. Und dann kam irgendwann das Thema Migration /Integration, habe dann meinem Professor davon erzählt warum wir Yeziden damals nach Deutschland geflüchtet sind. So ist dann letztendlich „Ferman-Das Leid“ entstanden. Zurückblickend bin ich froh, dass ich mich doch noch dafür entschieden habe, denn „Ferman-Das Leid“ spiegelt das Schicksal vieler Yeziden wider und ich bin der Meinung das man darüber informieren sollte.
Was mich aber tief beeindruckt hat, war eine Geschichte eines jungen Deutschen Mannes der mich auf „Ferman-das Leid“ angesprochen hat. Dieser junge Mann hat während seiner Haftzeit von einem Mitinsassen den Comic bekommen und ihn auch gelesen. Ihm ist dadurch klar geworden, dass es Menschen gibt, die durchaus Schlimmeres erlebt haben und dennoch nicht aufgegeben haben. Das hat ihn dazu bewegt sein Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen. Nie hätte ich gedacht, dass ich bei anderen Menschen mit diesem Comic solche Emotionen auslösen könnte.
LALIŞ Dialog: Gibt es Abenteuer oder Herausforderungen denen du dich noch stellen willst?
Sedat Oezgen: Abenteuer habe ich schon viel erlebt (lacht) daher will ich es in nächster Zeit eher ruhiger angehen. Was mich aber reizen würde, wäre eine Afrika Reise. Irgendwie bin ich von den wilden Tieren und der fast unberührten Natur Afrikas fasziniert. Ist aber alles noch in weiter Zukunft.
LALIŞ Dialog: Nenn uns drei Dinge die dich am Esidentum faszinieren?
Sedat Oezgen: Das Prinzip von Tawisî Melek, das Toleranzverständnis gegenüber anderen Religionen und der friedliche Gedanke.
LALIŞ Dialog: Was möchtest du den Jugendlichen Esiden in Deutschland mit auf den Weg geben?
Sedat Oezgen: Auch wenn einige Jugendliche das nicht hören mögen, aber hört auf die Ratschläge und Tipps eurer Eltern und Großeltern. Die Lebenserfahrungen die unsere Vorfahren gemacht haben, können uns im Leben helfen. Nehmt euch positive Beispiele an Menschen die was erreicht haben. Im Leben kann man alles erreichen, wenn man es auch wirklich möchte. Man muss auch den Mut aufbringen, mal andere Wege einzuschlagen.
Zudem finde ich es sehr wichtig stets so zu handeln, sodass man andere nicht verletzt. Man sollte seine Entscheidungen, Handlungen und Worte so wählen, dass man danach immer noch erhobenen Hauptes in den Spiegel schauen kann.
Vielen Dank Sedat, wir wünschen Dir auf deinem weiteren beruflichen und privaten Weg viel Erfolg und alles Gute!
Steckbrief: Sedat Özgen
Name: Sedat Özgen
Alter: 29 Jahre
Größe: 1,71 m
Beruf: Illustrator/Comiczeichner
Ich mag an mir: meine begründete Sturheit
Ich mag an mir nicht: meine unbegründete Sturheit
Hobbys: Zeichnen, Familie, gute Filme schauen
Lieblingsbuch: Das Leben des Galilei von Bertolt Brecht
Lieblingssong: Lawikê Metînî (Karapetê Xaco) Lieblingsfilme: Braveheart
Meine größte Angst: ein unglückliches Leben zu führen
Mein größter Wunsch: Menschen um mich weiterhin glücklich zu machen
Lebensmotto: Die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten ist nicht immer die Gerade!
» von Tahlî Burunacik